Mütterpflegerin – die Gute Fee im Wochenbett
Wochenbett früher: Wochenbett ist ein alter Begriff, der aus einer Zeit stammt, als die frisch entbundene Frau eine Woche in dem Bett lag, in dem sie auch meist ihr Kind geboren hat. Anschließend blieb sie noch weitere Wochen in der Wöchnerinnenstube, wo Ihr Bett und die Wiege standen und wurde dort von den Frauen der Familie versorgt. Sie war entbunden, auch von allen häuslichen Pflichten, denn es galt, sich zu erholen, zu verarbeiten und zu integrieren. Es galt, ein Kind zu begrüßen zu lernen es zu ernähren, ein lebenslanges Band zu knüpfen, in aller Langsamkeit und Vorsicht, die solch eine Begegnung benötigt. seid leise, seid leise, es ist müde von der Reise…(Paula Dehmel (1862-1918))
Wochenbett heute: Diese alten Traditionen haben nicht überlebt. Geburten finden in der Klinik unter ärztlicher Aufsicht statt. Die meisten davon interveniert und viele traumatisierend. Familien leben verteilt über den Globus, sind alle beschäftigt und können der jungen Familie nicht zur Seite stehen. Familienwerdung ist kaum noch erlebbar, außer in Fernsehformaten, fern jeder Realität. Die alten Rituale sind vergessen und die Wöchnerin steht im schlimmsten Fall selbst in der Küche um die Gäste zu bewirten. Das „normale Leben“ muß ja weiter gehen.
Die Folgen können Überforderung und Folgeerkrankungen sein, Stillschwierigkeiten, Bindungsstörungen und Partnerschaftskrisen. Keine guter Start ins Familienglück.
Was macht eine Mütterpflegerin? Eine Frau, die in den ersten Wochen eine Mütterpflegerin an ihrer Seite weiß, hat Ruhe und Zeit, in ihrer neuen Situation anzukommen und sie anzunehmen und das erlebte zu verarbeiten. Sie erfährt Mütterlichkeit, Zuwendung, Hilfe und Wertschätzung und kann so gestärkt in ihre Rolle als Mutter wachsen. Diese Ruhe überträgt sich auch auf das Neugeborene und den Rest der Familie.
Eine frische Familie sollte genauso ihre Flitterwochen genießen dürfen wie die frisch Verheirateten. Alle zusammen ins Familienbett und sich gegenseitig beschnuppern, lachen, weinen, staunen, schlafen und sich erholen.
Eine Mütterpflegerin sollte soviel wie nötig da und ansprechbar sein und so wenig wie möglich die Familienwerdung stören. Ich habe die Bedürfnisse der Mutter im Blick, sorgt für ihr leibliches Wohl mit Tee und Suppen. Ich halte die Umgebung schön und gemütlich, biete nach Bedarf entspannende Massagen an und habe immer ein offenes Ohr für Sorgen und Gespräche.
Wie lang bleibt eine Mütterpflegerin? Im besten Falle begleitet eine Mütterpflegerin eine Familie über die ersten 40 Tage – also die einst gepflegte Wochenbettzeit. So kann die Mutter regenerieren und die Familie in Ruhe zusammenwachsen. Sie kommt je nach Wunsch, jeden Tag für einige Stunden, eben so, wie die Familie den Bedarf hat.
Eine Mütterpflegerin und eine Hebamme sind oft parallel im Einsatz und können sich dabei wunderbar ergänzen. Die Mütterpflegerin übernimmt keine medizinische Beurteilung und Versorgung. Ich arbeite sehr gut mit den mir bekannten Hebammen in Berlin zusammen. Oft ist es die Hebamme, die mich für die Frau empfiehlt.
Kostenübernahme durch die Krankenkassen: Unter bestimmten Umständen wird der Einsatz einer Mütterpflegerin von den gesetzlichen Krankenkassen bezuschußt oder sogar übernommen (§ 24h SGB V https://www.sozialgesetzbuch-sgb.de/sgbv/24h.html ). Dies gilt sowohl für Frauen in der Schwangerschaft und nach der Geburt, als auch, wenn die Mutter erkrankt (§38 SGB V). In einem persönlichen Gespräch können wir eine evt Kostenübernahme klären.
Wie kann ich Mütterpflegerin werden? Seit 2014 bilde ich in der GfG – Gesellschaft für Geburtsvorbereitung, Familienbildung und Frauengesundheit e.V. – Frauen zu Mütterpflegerinnen aus. Näheres dazu findet Ihr unter: https://www.gfg-bv.de/gfg-muetterpflegerin.html